"Telli-Park" aus der Schusslinie
Artikel in der AZ vom 20. Nov. 2003

Aarau
Inforamtionsabend über das Projekt "Allons-y Telli!" als nötige "Kropfleerete"

Das Projekt "Allons-y-Telli" geht mit vollen Segeln in die vom Einwohnerrat bewilligte Verlängerung. Das heftig umstrittene Vorhaben eines "Telli-Parks" hingegen ruht nach den Worten von Stadtammann Marcel Guignard und soll völlig neu aufgegleist werden.
Projektleiter Daniele De Min hatte zu einer Standortbestimmung für die zweite Halbzeit von "Allons-y-Telli" eingeladen, mit überraschendem Echo. Quartierbewohnerinnen und -bewohner füllten den Saal des Gemeinschaftszentrums bis auf den letzten Platz. Es sei, so De Min, keineswegs so, dass "Allons-y-Telli" in der Versenkung verschwunden, sondern vital wie zu Beginn sei. Zum Beweis berichteten verschiedene Bereichsleiter über vergangene oder laufende Aktivitäten, etwa über den erfolgreichen Herbstmarkt, über das köstliche Musical "Die magische Kugel" im Quartierschulhaus, über den Bus als Jugendtreff, die Hip-Hop-Academy, über infoTelli als Beratungs- und Anlaufstelle oder die Antiraucher-Kampagne. Durchaus beachtliche Impulse und Ideen, die zum guten Teil aus dem Schosse des TelliRates kommen, der bis heute die Fäden in der Hand gehalten hat.

Aus Fehlem lernen
Der Beschluss des Aarauer Einwohnerrates im letzten Juni, das gemeinsame Projekt zwischen der Stadt und dem Bundesamt für Gesundheit bis Mitte 2006 zu verlängern, hat aber auch Kritik am bisherigen Vorgehen ausgelöst. Stadtammann Marcel Guignard betonte, dass man "aus Fehlem lernen und die politische Verantwortung vermehrt wahrnehmen will".
Besonders gelobt wurde der Bereich Schule, über den Schulpflegepräsident Martin Moor erschöpfend Auskunft gab. Bestens am Laufen sind das Muki-Deutsch und der Mundartunterricht an den Kindergärten. Erfolg hatte man auch mit den Aktionen wie "Znüni" und der Vernetzung von Mittagstisch und Aufgabenhilfe. Im Amt ist schliesslich auch eine Schulsozialarbeiterin, die unter anderem ein Klassenprojekt "Gewalt" durchführen wird. In Planung sind zudem Elternabende für Fremdsprachige.

Ablösung bis Mitte 2006
Guignard und Moor betonten, dass die "strategische Leitung" (Stadt und Schulpflege) davon ausgeht, dass die Aktivitäten von "Allons-y-Telli" bis zum Jahre 2006 "sukzessive" und im Sinne eines "Prozesses" von anderen Trägerschaften übernommen werden. Man denkt unter anderem an bestehende Institutionen wie das Gemeinschaftszentrum oder den Quartierverein. Zusätzliche "Bodenhaftung" soll das Projekt auch dadurch erhalten, dass die Projektleitung mehr Zeit vor Ort verbringen wird und sich von einer "in der Telli verankerten und anerkannten Persönlichkeit" (die ehemalige Stadträtin Judith Jean-Richard) beraten lässt. Aufgenommen hat man auch die Rüge der mangelnden Information. Diese Transparenz (die auch die finanziellen Aspekte umfasst) soll durch "öffentliche Berichterstattung" ebenso wie durch "stärkere Präsenz der strategischen Leitung (Stadtrat und Schulpflege) vor Ort erreicht werden".

Umstrittene "Aussenraum"-Planung
Wie gut solche Kontakte mit der Basis sind, bewies die "Kropfleerete" mit dem Stadtammann. Besonders hoch gingen die Emotionen bei der Diskussion um den Bereich "Siedlungsentwicklung", namentlich um den höchst umstrittenen "Telli-Park". Nachdem sich die Eigentümer mit aller Klarheit gegen eine solche "Aussenraum-Planung" ausgesprochen hatten, waren die Fronten derart verhärtet, dass die Stadt nun die Sache selber an die Hand nehmen will. Unbestritten bleibt der Auftrag, bestehende Spielplätze zu sanieren, unerwünscht ist hingegen eine Ausweitung im Sinne einer neuen und völlig unnötigen "Jugend-Arena".
Stadtammann Marcel Guignard beruhigte die offensichtlich erhitzten Gemüter mit der Aussage, dass die bisherige Planung für einen "Stadt-Park" ruhe und Ende Jahr auch aus dem städtischen Finanzplan verschwinden werde. "Wir wissen, dass wir ohne Einwilligung der Eigentümer auf privatem Grund nichts machen können", sagte der Stadtammann, der aber gleichzeitig an den Vertrag der Telli-Überbauung erinnerte, der auch die Grundeigentümer zu gewissen Leitungen für gemeinsame Einrichtungen verpflichte. Konkrete Formen angenommen hat die Aufwertung des Pausenplatzes beim Tellischulhaus, das 2004 das zehnjährige Bestehen feiern kann. (hr)