Erstes Feuer im Dach von "allons-y Telli!"
Artikel in der AZ vom 12. Juni

Aarau
Die stadträtliche Vorlage zur Projektverlängerung stösst auf hatren Widerstand bei den Eigentümern Die stadträtliche Vorlage zur Verlängerung des Projektes "allons-y Telli!" stösst auf Kritik. Die Grundeigentümer der Wohnzeile A fühlen sich überrumpelt, sollen sie doch vor allem beim geplanten "Telli Park" die Zeche bezahlen. Entscheiden wird der der Einwohnerrat.

Hermann Rauber

Wer den Bericht und Antrag des Stadtrates für die Verlängeung des Projektes "Allons-y-Telli!" um zwei weitere Jahre (samt dem Verpflichtungskredit von 260' 000 Franken) liest, muss den Eindruck erhalten, dass in diesem Aarauer Wohnquartier alle am gleichen Strick ziehen. Das betrifft vor allem den Baustein

Stimme der Tellianer
kommt im Projekt
zu wenig zum Tragen

"Siedlungsentwicklung", der in ein Gesamtkonzept "Telli Park" münden soll, das von offizieller Seite in den höchsten Tönen als "Potenzial für die ökologische Aufwertung und zur Gesundheitsförderung" gelobt wird. Für Miteigentümer Manfred Gautschi ist das allerdings "Schönfärberei auf Vorschuss". In der Vorlage an den Einwohnerrat wird zwar versichert, dass drei der vier Wohnzeilen "grundsätzlich" das Projekt "Telli Park" mit dem Kostenverteiler gutheissen. Zu lesen ist aber auch, dass sich die Zeile A, "welche weitgehend im Besitz von Stockwerkeigentümem liegt", auf die Sanierung der in ihrem Verantwortungsbereich liegenden Anlagen beschränkt. "Die Suche nach einem Konsens wird deshalb mehr Zeit und Aufwand brauchen", heisst es zuhanden des Einwohnerrates reichlich blauäugig, denn in dieser Sache ist Feuer im Dach. Für die Kritiker ist nämlich der "Telli Park" schlicht und einfach "endgültig vom Tisch".

Ein weiterer Miteigentümer der Wohnzeile A, Pancho Frey, hat sich in einem Brief mit über hundert Mitunterzeichnern an die (bürgerlichen) Einwohnerrätinnen und -räte gewandt, in dem er kein Blatt vor den Mund nimmt. Frey ist "erstaunt, dass. im Antrag des Stadtrates die Stimme der Tellianer überhaupt nicht zum Tragen kommt", habe doch eine Eigentümerversammlung der Zeile A (Rütmattstrasse 1 bis 17) Ende Mai das Projekt "Telli Park" mit überzeugendem Mehr abgelehnt. An den Veranstaltungen von "Allons-y-Telli!" sei dieses Anliegen aber "nicht ernst genommen worden". Auch Manfred Gautschi spricht von "gravierenden Fehlem" und von einem verspäteten Versuch" der Projektleitung, die Eigentümer einzubeziehen. Leider seien dadurch die im Vorhaben "Allons-y-Telli!" durchaus positiven Ideen und Anregungen "untergegangen".

Gautschi wünscht sich zudem mehr Transparenz über die bereits gesprochenen Kredite und die verwendeten Gelder. "Klare Aussagen über die Ergebnisse der bisherigen Arbeiten" lägen nur teilweise vor. Störend beim Perimeter des umstrittenen "Telli Parks" sei die Tatsache, dass lediglich die vier Wohnzeilen und das Gemeinschaftszentrum einbezogen werden, angrenzende Gebiete mit Hunderten von weiteren Wohnungen aber nichts zu sagen hätten. Das Projekt "Telli Park" als Baustein "Siedlungsentwicklung" der Firma Metron AG fordere "Anlagen und umfangreiche bauliche Massnahmen mit enormen Kostenfolgen", zum grössten Teil auf dem Buckel der zitierten Eigentümer. Gautschi fragt sich, warum bei solchen als "öffentlich" deklarierten Anlagen nicht grundsätzlich die Stadt "planungs-, kosten- und unterhaltsmässig zuständig ist?" und wie sich dieses Vorgehen mit ähnlichen Vorhaben in anderen Aarauer Quartieren vergleichen lässt.

Eigentümer wollen
notfalls zum Mittel des
Referendums greifen

Gautschi folgert, dass "einer Realisierung der von Soziologen und Raumplanern entwickelten Projekte heute realpolitische und ökonomische Aspekte gegenüberstehen". Bevor nicht Klarheit über die rechtlichen- und finanziellen Punkte herrsche, könne unter keinen Umständen "schon über Ausführungstermine entschieden werden".

Pancho Frey ist unter diesen Aspekten davon überzeugt, dass "die Integration der ausländischen Wohnbevölkerung in der Überbauung Telli besser über die bestehenden Institutionen (Kirchgemeinden, Sportvereine, Pfadfinder, private Initiative, Quartierverein und Gemeinschaftszentrum) als über das Projekt "Allons-y-Telli!" bewerkstelligt werden kann". Er frage sich, ob es somit "wirklich Sinn macht", noch einmal 260'000 (Steuer-) Franken in das Vorhaben zu stecken. Gemäss Prey wäre es effizienter dieses Geld "durch Direktinvestitionen in die Infrastruktur und in die bestehenden Einrichtungen fliessen zu lassen". Dass das für die Eigentümer der Wohnzeile A nicht nur eine billige Ausrede ist, zeigt die Tatsache, dass sie die Mittel für die Erneuerung der Sandkästen und des Spielplatzes - insgesamt 54 000 Franken - bereits bewilligt haben. Für Pancho Frey steht fest: Stimmt der Einwohnerrat der Verlängerung von "Allons-y-Telli!" zu, droht dem Vorhaben das Referendum. Es wird im Parlament am nächsten Montag also spannend.